Die etwa 2000-Seelen-Gemeinde schmiegt sich in etwa 700 m Höhe über NN in ein schönes Wiesental zwischen den beiden höchsten Bergen des Mittelgebirges im Landkreis Bayreuth. Ochsenkopf und Schneeberg sind beide etwas über 1000 m hoch und beherrschen mit ihrer Nähe zum Ort das Panorama.
Erst einmal trafen wir uns alle in einem Cafe´ im Zentrum, um dann gemeinsam im Hotel Puchtler einzuchecken. Dieses Hotel sollte sich in den folgenden Tagen als Glücksgriff erweisen.
Am Morgen des nächsten Tages erwartete uns dichter Nebel, der sich aber nach dem Frühstück langsam aufzulösen begann. Wir starteten unsere Wanderwoche mit einer Panoramarunde um den Ort. Schnell wurde klar, dass sich Bischofsgrün dem Wandern und vor allem dem Wintersport verschrieben hat. Verschiedene Skilifte liegen an den Hängen, es gibt eine Skisprunganlage mit drei Schanzen bis 70 m, Beschneiungsanlagen und eine Sommer-Rodelbahn. Der gewählte Weg erwies sich als echte Panoramarunde rund um Bischofsgrün. Aus verschiedenen Blickwinkeln bietet sich Wanderern eine wirklich schöne Aussicht auf das Tal und die umliegenden herbstlich bunten Berghänge. Im stetigen Auf und Ab erreichten wir verschiedene Aussichtspunkte, einen in einen Landschaftsgarten eingebetteten Ehrenfriedhof für Gefallene des 1. Weltkriegs, eine Höhenklinik und schließlich den Quellfluss des Mains, den Weißen Main. Im weiteren Verlauf konnten wir sehr schön nachvollziehen, welche Wege uns in den folgenden Tagen zu unseren Wanderungen führen würden. Den Tag beschlossen wir nach dem Abendessen im für uns geöffneten Wintergarten bei einem Bier und beim Pläne schmieden.
Strahlender Sonnenschein begleitete unseren Aufstieg auf den Ochsenkopf (1024 m) am nächsten Tag. Während wenige Teilnehmer dafür den Lift nutzten, überwand die große Mehrheit die etwa 430 hm zu Fuß. Eine prächtige Aussicht über das Mittelgebirge belohnte alle, die den Asenturm bestiegen hatten. Hier wie auch an den kommenden Tagen konnte ich als Harzer nur neidvoll über den scheinbar kerngesunden Baumbestand staunen. Vor allem prächtig gewachsene Fichten säumten hauptsächlich unsere Wanderwege. Nach diesem Highlight stiegen wir nach kurzem Besuch des Goethe-Felsens ab zur Weißmainquelle und wieder auf zum Weißmainfelsen, einem aus mächtigen, dicht bemoosten Granitfelsen bestehenden Aussichtsfelsen vor allem zum Schneeberg und der Stadt Fichtelberg. Nach Rast und Imbiss verschmähten wir die Einkehr ins Gasthaus Karches und zogen dem Fahrweg nach Bischofsgrün den Steig am Weißen Main entlang vor. Dieser Steig, etwa vergleichbar mit den Ilsefällen, ist zeitaufwändig, weil wegen unzähliger Steine und Wurzeln nicht leicht zu begehen. Aber die romantische Atmosphäre entlang des Flüsschens ist grandios.Die Kochkünste des Hotelchefs am Abend rundeten den wunderschönen Wandertag ab.
Bei wiederum Sonnenschein starteten wir am nächsten Morgen zu einer Entspannungstour. Der Kurort Bad Berneck war unser Ziel. Auf dem Weg durch den moosig bewaldeten Köhlergrund kamen die Pilzsammler auf ihre Kosten. Einige Steinpilze, Maronen und sogar Pfifferlinge waren die willkommene Ausbeute. An einer wie für uns konzipierten Raststelle ließen wir eine Wanderin hochleben, die Geburtstag hatte. Eine schmackhafte Flasche Eierlikör war unsere Belohnung.
Im weiteren Verlauf der Strecke erreichten wir ein uriges Waldlokal, die Entenmühle. Nachdem wir der Wirtin mit unserer bloßen Anzahl einen Schreck eingejagt hatten, gab es aber doch eine leckere Leberknödelsuppe o.ä. Durch das herbstlich gefärbte Ölschnitztal erreichten wir schließlich den Kurpark von Bad Berneck, der sich durchaus gepflegt darstellte. Von der Stadt selber kann man das nicht sagen. Die hat ihre beste Zeit offensichtlich längst hinter sich. Und noch ein Wehrmutstropfen fiel in den bis dahin so positiv gefüllten Becher: der ÖPNV lässt dort sehr zu wünschen übrig. Wir mussten eineinhalb Stunden auf den Bus warten. Wieder war es unser Wirt und Koch, der den Ausklang des Tages mit Sauerbraten und Thüringer Klößen rettete.
Der höchste Berg Nordbayerns, der Schneeberg mit seinen 1048 m war unser nächstes Ziel. Über den Haberstein und Tausend-Meter-Stein erreichten wir überraschend leicht den von einem Spionageturm aus den Zeiten des Kalten Krieges beherrschten Gipfel. Auf einem wunderschönen Kammweg über den Aussichtsfelsen Nußhardt und die Unterkunftshütte Seehaus stiegen wir
schließlich ab zu der Perle dieser Gegend, dem Fichtelsee. In dem gastfreundlichen Hotel am Ufer des idyllischen Stausees ließen wir es uns gut gehen, ehe wir ins Hotel zurückkehrten.
Der Höhepunkt beim Wandern im Fichtelgebirge ist zweifellos das Felsenlabyrinth bei Wunsiedel. Wegen der lückenhaften Busverbindung nahmen wir die Autos, um diesen einst bürgerlichen Landschaftspark Luisenburg zu erreichen. Ein etwa 1,5 km langer Rundweg ist das größte Felsenlabyrinth Europas und ein echtes Abenteuer vor allem für Kinder. Riesige, meist abgerundete Granitblöcke liegen übereinander getürmt und bilden kleine Schluchten und Tunnel, die man über zahllose Stufen und Stege erklimmen kann. Alle erreichten den höchsten Punkt, den Bundesstein mit Kreuz, ohne steckenzubleiben. Von dort verließen wir erst einmal den Rundweg, um den Berg Kösseine, etwa 3 km entfernt zu ersteigen. Dieser Aufstieg erwies sich als der Schwierigste der ganzen Wanderwoche mit seiner steilen und steinigen Zuwegung. Auf dem Gipfel erwartete uns aber das Kösseinehaus , eine Berghütte mit Gaststätte in tschechischer Hand, die uns mit ebensolchen Spezialitäten verwöhnte. Den Abstieg nahmen wir wieder durch das Labyrinth und erreichten nach anstrengender Tour unsere Autos.
Den letzten Tag ließen wir gemütlich angehen. Während einige Bayreuth unsicher machten, bezwang der große Rest noch einmal den Ochsenkopf, diesmal zugegebener Weise mit der Bergbahn. Der Abstieg erfolgte diesmal über die Quelle der Naab nach Fichtelberg, wo wir noch einmal den idyllischen Fichtelsee aufsuchten und bei bestem Wetter das Flair des gut besuchten Geländes zu erleben.
Am Abschlussabend genossen wir auch, nämlich die fränkischen Spezialitäten der Küche (u.a. das berühmte Schäufele) und bedankten uns bei unseren Gastgebern und den Hotelangestellten für die wirklich wunderschöne Woche. Gut möglich, dass man sich wiedersieht.
L. Marschner